Der Platz im historischen Hof



Ein neuer Treffpunkt für alle
Im Jahr 2022 wurde auf Initiative und mit Unterstützung einiger Petanque-Begeisterter der erste Petanque-Platz in Turtmann-Unterems realisiert – und das an einem ganz besonderen Ort: im historischen Stockalper-Hof aus dem 17. Jahrhundert.
Seit Herbst 2024 stehen dort, nur wenige Schritte vom Marktplatz und dem Gemeindehaus entfernt, vier Petanque-Bahnen zur freien Nutzung bereit. Die neue Anlage ist im Besitz der Gemeinde, wurde grösstenteils von ihr finanziert und kann von allen Interessierten kostenlos bespielt werden.
Gemeinsam mit freiwilligen Helfer:innen wurde der Platz liebevoll gestaltet – so ist ein einladender Ort entstanden, an dem das französische Kugelspiel in geselliger Atmosphäre erlebt werden kann. Ein herzliches Dankeschön an alle, die mit ihrem Einsatz und Herzblut dazu beigetragen haben!
Bitte beachten Sie, dass das Parkieren im Hof beim «Haus zum Mond» nicht gestattet ist – wir danken für Ihr Verständnis.
Herzlich willkommen
Geschichte zum Platz
Stockalpers Gebew
(Gebew = Gebäude, Umgangssprache z‘Gibiw)
Bauherr
Die weitreichenden Handelsgeschäfte von Kaspar Stockalper vom Thurm (1609-1691), auch König des Simplons genannt, ermöglichten grosse Bautätigkeiten. Er besass umfangreiche Liegenschaften zwischen Mailand und Lyon.
Zu seinen wichtigsten Bauwerken im Wallis gehören das Stockalperschloss in Brig mit den drei markanten Türmen, der Stockalperturm in Gondo, das alte Hospiz auf dem Simplon sowie der Stockalper-Kanal im Chablais hin zum Genfersee. In Turtmann das Gebew und der untere Teil der Weri-Mauer entlang des alten Laufes der Turtmänna (heute Marktplatz).
Stockalper war Walliser Landeshauptmann und wollte seinen immensen materiellen Besitz auch spirituell mit drei dreieinigen Stiftungen absichern:
- «Sonne» in Brig, welche über allem stand
- «Mond» St. Joseph in Turtmann, zu der alle Güter westlich des Zenden Brig (ab Visp) gehörten
- «Stern» St. Jakob auf dem Simplon, die alles jenseits der Wasserscheide am Simplon umschloss
Baugeschichte
Von 1673 bis 1678 sind die Arbeiten im Gebew in Turtmann in den Rechnungsbüchern Stockalpers belegt. Entstehen sollte ein schlossartiges
Herrenhaus mit geräumigem Atrium (Innenhof) und Galerien. Fundamente und Grundmauern waren in Arbeit. Ältere Literatur spricht von 15 Fenstereinfassungen aus Marmor und einer grossen Menge gehauenem Tuffstein auf der Gebew-Baustelle. Die Grösse des Bauvorhabens zeigt sich auch darin, dass Stockalper mindestens einen Kalkofen in Turtmann und drei in Gampel unter Vertrag nahm.
Stockalper und Turtmann
Das geplante Gebew in Turtmann, an günstiger Verkehrslage, sollte ein
Gegengewicht zum mächtigen Leuk (Leuca fortis) bilden. So arrangierte sich Stockalper in Turtmann mit den ortsansässigen Familien Bertschen, Gasner, Meschler, Morency, Zbrun, Meyer u.a.
Stockalper erhielt 1664 das Burgerrecht von Turtmann und besass zu dieser Zeit den Gasthof «Zum weissen Kreuz» an der Dorfstrasse (Millerhaus 1576).
Stockalper gewährte aus den Mitteln des Salzhandels grosszügige Kredite, welche er als Druckmittel gegenüber seinen Schuldnern gezielt einsetzte. Beispielsweise verschuldete sich Christian Bertschen (Erbauer der Thurelle
Bertschen 1662 und dem Wäbi-/ Bertschenhaus 1648) mit 1513 Kronen, was einem damaligen Realwert von 187 Kühen entsprach. Dem ehemaligen Landvogt von Monthey und Zendenhauptmann Christian Gasner (Gasnerhaus 1655) erging es ähnlich: 1667 betrug seine Schuld bei Stockalper 4631 Kronen (= 570 Kühe).
Stockalper wurde für viele zu mächtig. Im Zenit seines Reichtums wurde er 1678 entmachtet und musste nach Domodossola ins Exil flüchten. Später verstarb er in seinem Schloss in Brig mit 81 Jahren. Stockalpers Fall bedeutete auch das Ende der Bautätigkeit im Gebew in Turtmann.
Gegenwart/Zukunft
Die Gemeinde Turtmann-Unterems kaufte 2020 die baulichen Überreste
von Stockalpers Gebew (Grundmauern, Scheune und diverse Keller). Im Jahr 2022 wurden die Grundmauern restauriert und unter Mithilfe der Burgergemeinde ein Platz gestaltet.
Das kulturelle Erbe soll erhalten und historisch aufgearbeitet werden.
Quellennachweis: Dr. Gabriel Imboden / Familienchronik Wilhelm Meyer, 1991 / Wikipedia 2022
Historisch & wertvoll